Arbeit
Kartenerstellung für den Schweizer Weltatlas
Nur eine Woche nach meiner Rückkehr ging es bereits nach Zürich. Damit ich nicht täglich die lange Reise aus dem Emmental auf mich nehmen musste, bezog ich ein Zimmer in einem Studentenheim. Zu meinem Glück war es ein gemütliches Zimmer mit einer grandiosen Aussicht über ganz Zürich und den See.
Was ist das Institut für Kartografie und Geoinformation der ETH Zürich?
Das Institut für Kartografie und Geoinformation ist eine Abteilung der ETH Zürich und ein führendes Forschungs- und Ausbildungszentrum im Bereich der Geoinformation und Kartografie. Es beschäftigt sich mit der Erfassung, Verarbeitung, Analyse und Darstellung raumbezogener Daten und entwickelt innovative Methoden und Technologien für digitale Karten, 3D-Modelle und Geodatenanwendungen. Ein bekanntes Projekt des Instituts ist der Schweizer Weltatlas, ein umfassender Atlas, der detaillierte Karten und Informationen über die Schweiz und die Welt bietet. Der Atlas wird in Schulen, Bildungseinrichtungen und der breiten Öffentlichkeit verwendet.
Hier lernte ich schnell meine Teamkolleginnen und -kollegen sowie die Vorgesetzten kennen. Bald durfte ich als Redaktionsmitglied am Schweizer Weltatlas mitarbeiten und war in verschiedenen Bereichen tätig. In einem kleinen Team arbeiteten wir an der Datenrecherche und der Aktualisierung von Karten für die neue Ausgabe des Schweizer Weltatlas.
Und was habe ich dort gemacht?
Eine besonders interessante Karte, an der ich längere Zeit mitwirken durfte, war die Konfliktkarte
"Naher Osten". Wir recherchierten intensiv zu unterschiedlichen Auseinandersetzungen, Kriegen und
Krisen im Nahen Osten, in Europa, Asien und Afrika. Gemeinsam überlegten wir, skizzierten erste Ideen und
entwickelten Konzepte, wie sich diese komplexen Themen möglichst neutral, zeitlos, verständlich und
übersichtlich kartografisch darstellen lassen.
Aus diesen Ideen entstanden verschiedene Entwürfe, die wir im Plenum besprachen und kontinuierlich
weiterentwickelten.
Besonders herausfordernd war das Thema, weil sich Krisen auf ganz unterschiedliche Weisen einteilen und
verstehen lassen. Wir unterschieden unter anderem zwischen ökologischen Krisen wie Naturkatastrophen (wie
zum Beispiel Erdbeben oder Tsunamis), der Klimakrise (Erderwärmung, Meeresspiegelanstieg, Wetterextreme)
sowie Ressourcenknappheit. Ebenso betrachteten wir gesellschaftlich-politische Krisen, darunter religiöse
Konflikte, politische Kriege, Putschversuche, Staatskrisen und Terrorismus. Wirtschaftliche und soziale
Krisen wie Finanz-, Schulden- und Arbeitsmarktkrisen, wachsende Ungleichheit, Armut sowie Migrations- und
Flüchtlingskrisen wurden ebenfalls behandelt. Schliesslich thematisierten wir auch Gesundheitskrisen,
insbesondere Pandemien und Epidemien wie COVID-19 oder Ebola. Die Grenzen zwischen diesen Krisentypen sind
oft fliessend, da viele Konflikte miteinander verbunden sind und je nach Perspektive oder Akteur
unterschiedlich eingeordnet werden können.
Besonders herausfordernd war das Thema, weil sich Krisen auf vielfältige Weise einteilen und verstehen
lassen. Wir unterschieden zwischen ökologischen Krisen wie Naturkatastrophen, Klimakrisen und
Ressourcenknappheit, gesellschaftlich-politischen Krisen wie religiösen Konflikten, Kriegen und
Terrorismus, wirtschaftlichen und sozialen Krisen wie Finanz- und Flüchtlingskrisen sowie
Gesundheitskrisen wie Pandemien. Dabei zeigte sich, dass die Grenzen oft fliessend sind und viele
Konflikte eng miteinander verknüpft werden können.
Unsere Recherche bezog sich auf zahlreiche Datensätze: Flüchtlingsrouten und -lager, beteiligte Akteure,
Kriegshandlungen, eingesetzte Waffen, Einsatzgebiete von Hilfs- und Friedensorganisationen sowie Ursachen
wie Mineralienabbau, Naturkatastrophen (Dürren, Überschwemmungen, Stürme) und viele weitere Aspekte. Diese
Informationen mussten wir sorgfältig selektieren und in eine geeignete kartografische Form bringen.
Auch wenn diese Arbeit sehr zeitintensiv war – viele Informationen mussten aus Dutzenden von Quellen
zusammengetragen werden – war sie für mich besonders bedeutungsvoll. Da es sich um eine Einzelkarte
handelte, die nicht direkt mit anderen Karten im Atlas verbunden war, hatten wir bei der Gestaltung und
Darstellung deutlich mehr kreative Freiheit als bei anderen Atlas-Themen.
Weitere Arbeiten beim Schweizer Weltatlas umfassten thematische Karten der Schweiz und der Welt. Dabei ging es vor allem darum, aktuelle Daten zu verschiedenen Themen zu recherchieren und in die Karten einzubinden. Im Vergleich zur Konfliktkarte waren diese Aufgaben meist schneller erledigt – allerdings hatte man bei der Gestaltung deutlich weniger Spielraum, da man sich an den vorgegebenen Stil des Atlas halten musste.
Meine letzte Arbeit war die Wirtschaftskarte der Schweiz. Anfangs befürchtete ich, sie nicht rechtzeitig abschliessen zu können, da sich die zugrunde liegenden Daten stark verändert hatten und der bisherige Arbeitsablauf nicht mehr verfügbar war. So war ich gezwungen, die einzelnen Arbeitsschritte neu zu entwickeln, zu testen und zu dokumentieren. Es war ein langwieriger Prozess, der mir manchmal ziemlich auf die Nerven ging: Oft arbeitete ich stundenlang an verschiedenen Ansätzen, nur um festzustellen, dass sie nicht funktionierten. Glücklicherweise konnte ich die Karte vor meinem letzten Arbeitstag abschliessen, gemeinsam besprechen und mitsamt einer Anleitung übergeben.
Da wir in der Schweiz die Milizarmee haben, ist es für jeden Mann obligatorisch, entweder den Militär- oder Zivildienst zu leisten. Bei der Aushebung wurde ich als Motorfahrer eingeteilt – und so musste ich meine Anstellung an der ETH leider bereits nach kurzer Zeit wieder beenden, um den Wehrdienst anzutreten.
Trotz des kurzen Zeitfensters war es ein äusserst spannender Einblick in die Entstehung des Schweizer
Weltatlas – und für mich eine grosse Ehre, an der neuen Auflage dieses besonderen Produkts mitgewirkt zu
haben.
Vielen Dank!
Obligatorischer Militärdienst – Beitrag zur Landesverteidigung
Mein Lebenslauf
Berufliche Erfahrungen und Ausblick
Hier können Sie mehr über meinen Werdegang erfahren und mein Lebenslauf einsehen:
Ich konnte bereits
viele wertvolle Erfahrungen sammeln und freue mich auf zahlreiche weitere spannende Herausforderungen in
der Zukunft.